Sonntag, 2. Dezember 2012


7 Sachen 
Immer wieder Sonntags... 
7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. 

Nach der Idee von Frau Liebe .

(Meine, wie immer, nicht auf heute begrenzt.)

IMG_7278
Viel gestrickt.

IMG_8070
Den ersten Adventskranz selber gebastelt.

IMG_7301
Gezeichnet.

IMG_8112
Noch mehr gestrickt. (Dem Kind schnell ein Paar Handschuhe.)

"Danke"
Ein Päckchen gepackt mit Armstulpen und Karten, die ich bei DaWanda verkauft habe.

IMG_8128
Apple Crumble gebacken.

Und:
erstekerze
die erste Kerze angezündet.

Mittwoch, 28. November 2012

Der Jahrestag rückt näher und ich sitze endlich über dem Erinnerungsprotokoll. Für meine Anwältin, ein eventuelles Gutachten, weil ich ja damals mit dem Schlaganfall im ersten Krankenhaus einen Nachmittag, eine Nacht und einen weiteren halben Tag für Irre gehalten und nicht behandelt wurde.


Montag, 26. November 2012

Freitag, 16. November 2012



Der November scheint Tage in petto zu haben, die wie gemacht sind für die dunklen Gedanken und Gefühle, die nicht zu Ende gedacht und gefühlt auf ihren Auftritt warten.
Gestern war so ein Tag. Ich stricke. Runde um Runde. Und zwischendurch fällt mein Blick immer länger aus dem Fenster. Auf den Rauch, der sich träge aus einzelnen Schornsteinen schiebt und dann im Nebel über dem Nachbardörfchen verschluckt wird. Auf die einzelnen Bäume, die noch nicht schwarz und nackt da stehen, aber im Dunst und Grau dreckig rostig wirken. (Wo sie doch im Sonnenlicht noch so unglaublich leuchten.)

Und dann entern sie meinen Kopf. Sind plötzlich einfach da. Ohne anzuklopfen. Ohne mir die Gelegenheit zu geben, ihnen abzusagen: "Ich kann leider nicht. Ich muss den Armstulpen fertig stricken. Eine rechts, eine links. Eine rechts, eine links."
"Regel mal endlich die Dinge", sagen sie. "Mach ein Testament. Und schreib die Briefe für die Jungs,  deren Worte du schon so lange in deinem Herzen trägst."
Und dann batteln Herz und Kopf.
"Ja, ihr habt Recht. Das sollten alle tun, die Kinder haben. Verantwortung. Egal wie alt. Ich weiß." 
-"Was soll das? Du beschwörst damit das Unglück herauf. Du hast zweimal leben sollen, nochmal passiert dir das nicht."
"Aber ich will ihnen so viel sagen. Was, wenn ich in den Momenten, wo der richtige Zeitpunkt in ihrem Leben dafür wäre, gar nicht mehr bei ihnen bin?"
-"Geh zum Arzt! Vielleicht schlummert da wieder etwas in dir!"
"Bullshit. Gedanken an den Tod und die Auseinandersetzung damit gehören zum Leben dazu. Glaub da mal den Abreißkalender-Sprüchen!"

Endlos repeat der Gedanken. Und am Ende doch wieder das Strickmuster, das die Oberhand gewinnt. "Ich muss mich jetzt auf den Daumenzwickel konzentrieren."

Es regnet nicht. Eigentlich ist das Grau da draußen erstaunlich ruhig. Vielleicht helfen die warmen Socken. Keine Musik! Die kommt dir zu nahe. Und hoffentlich kommt gleich das Päckchen mit der neuen Wolle.



Sonntag, 4. November 2012

Ein wenig suspekt ist mir das schon. Wenige Tage, nachdem ich den Entschluss gefasst habe, meine Freiberuflichkeit aufzugeben, hat der kleinere der Söhne mein MacBook mit einer Tasse Milchkaffee

Samstag, 20. Oktober 2012



Es sind die Menschen, die dein Leben zeitlich gesehen immer nur zu streifen scheinen. Und dir dabei so nahe kommen wie es sonst kaum einer schafft. Vielleicht, weil sie deine Zeit nur streifen. Weil sie dann wieder verschwinden und nicht mehr sehen müssen, was du aus ihren Worten machst oder ob du den Blick in den Spiegel einfach meidest. Wahrscheinlich wissen sie es nicht einmal, dass sie in den Stunden ganz nah bei dir Lawinen los treten und dich erinnern wer du warst und eigentlich bist. Sie gehen und wissen nicht, welche Spuren sie hinterlassen haben. Wie egoistisch zu denken, es wäre wichtig für sie, das zu wissen.
Es sind die Menschen, die dich einfach so in Erinnerungen behalten haben, wie du bei der letzten Begegnung warst. Die dich festhalten konnten wie du warst. Weil das so ist. Weil die Erinnerung keine Gegenwart kennt und die Zukunft nicht weiter denkt. Die Erinnerung ist nun mal absolut.

Es sind die Menschen, die dein Leben zeitlich gesehen immer nur zu streifen scheinen, weshalb es so unwirklich wird, wenn sie nicht mehr da sein sollen. Nie mehr da sein sollen. Aber in den Momenten,  in denen du ihnen sonst begegnetest, werden sie dir plötzlich fehlen. Du wirst das Glas Wein am Lagerfeuer alleine trinken, in die Flammen schauen und in Gedanken "Danke" sagen. Danke, für die Spuren in meinem ganzen Leben. Danke, für dich.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Aufnahmen-1048


Ich kündige. Mir selbst, meine Freiberuflichkeit.
Ich zeichne wieder. Seit zwei Wochen etwa. Jeden Tag, manchmal den ganzen Vormittag. Und nach wie vor will ich dahin zurück, wo ich mal war. Aber nicht mehr beruflich.
Das hat mehrere Gründe.
Einer davon ist, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich wieder die Fähigkeit und Ausdauer haben werde, mich in Projekte inklusive Deadlines und "Kannst du mal eben noch das? Und das nicht lieber so?" rein zu knien. Und ich diese Weile nicht mehr aushalte.
Die Zeit, in der ich wie gelähmt hier sitze und sich alles, was mir einfällt, um mich aus meiner Lethargie zu schubsen vor mir aufbaut und sich als emsige Beschäftigungs-Therapien demaskiert, wird immer häufiger. Tag um Tag vergeht, hin und her geschleudert zwischen den Gefühlen, Pflichten hinterher zu hasten einerseits und lähmender Langeweile, die ich mit lauter sinnlosem Zeug fülle andererseits.
Ich muss raus hier. Ich muss eine Aufgabe haben. Unter Menschen.

Ein weiterer Grund: Ich muss mich jeden Tag, an dem ich mit einem Stift auf dem Papier kämpfe, fragen, ob ich das wirklich will. Und ja, ich will wieder zeichnen. Aber all das, was ich dafür investieren werde, wird mich finanziell wahrscheinlich nie unabhängig machen.
Als ich in die Freiberuflichkeit gestartet bin war ich optimistisch. Und realistisch. Berufsanfängerin, dazu weder studiert noch sonstwas. Mir war also klar, dass ich die erste Zeit wenn überhaupt zum Selbstkostenpreis arbeiten werde.
Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist mir in dieser Zeit, in der ich gesund war und verdammt viel gearbeitet habe, vor allem immer wieder die Einstellung begegnet, dass mein Tun möglichst nichts Kosten darf. Vielleicht hätte ich, wenn ich gesund geblieben wäre, noch einiges für "Plus minus Null" angenommen. Aus Eigen-PR, um Referenzen zu haben und Erfahrungen zu sammeln. Aber ich bezweifle heute, dass sich dadurch wirklich gravierend etwas geändert hätte. Weil ich einfach nicht der Mensch bin, der seiner Arbeit, (die gleichzeitig Berufung war,) einen realistischen, angemessenen Wert beimessen kann.
Und weil ich nicht damit umgehen kann, wenn dieser Wert von Anderen scheinbar hauptsächlich mit "ehrenamtlich" beziffert wird.
Außerdem fällt es mir schwer, ein zu ordnen, warum viele einfach nichts mehr von sich hören lassen. Warum Interesse an Lesungen bekundet wird (die ich -natürlich- honorarfrei halten würde) und ich dann keine Rückmeldung mehr bekomme. Warum um ein Ansichtsexemplar von meinem Buch gebeten wird und das versprochene (persönliche, es ging erstmal nicht um PR) Feedback ausbleibt. Oder warum mich jemand um Illustrationen bittet und sich nie wieder meldet, nachdem ich mitteile, dass ich zumindest Geld für die Materialkosten nehme.
Ich nehm das persönlich, denke darüber nach, ob diese ausbleibenden Rückmeldungen diplomatisch sind für "is ja ganz nett, was die macht, aber nö, bezahlen?" oder sogar "*hust* Son Mist!".

Mag sein, dass das Business so ist. Aber ich bin dafür nicht gemacht.

 Last but not least: Ich bin die Generation Altersarmut. Von dem, was ich in der Zeit vor meinem Schlaganfall verdient habe, könnte ich nicht mal 2 Euro im Monat fürs Alter zurück legen - und nun die nächsten Jahre wahrscheinlich erst Recht nicht. (Mal abgesehen davon, dass ich nicht wirklich vorhabe, noch 40 Jahre zu arbeiten, Frau von der Leyen.....) Ich bin nicht die Frau, die mit der Option glücklich ist, mal irgendwann von der Rente des Mannes zu leben. Und ich bin nicht die Frau, die sich aus Angst vor dem finanziellen Fall die Freiheit nehmen lassen will.
Das Finanzamt wird mich wohl mit der nächsten Steuererklärung von der Selbstständigkeit in "Liebhaberei" umstufen. Ob das auch so wäre, wenn ich gesund geblieben wäre? Vermutlich.
Also greife ich dem heute emotional vor: Zeichnen, malen und schreiben, das wird in Zukunft meine Liebhaberei sein.

Neulich twitterte ich: "Ich muss. Ich kann ja sonst nichts." Ich kann wirklich nichts. Zumindest, wenn "Können" abgeschlossenes Studium oder Ausbildung bedeutet. Aber wenn mir die Zeit nach dem Schlaganfall eins klar gemacht hat: Ich kann doch was - lernen.